Dies ist der zweite von zwei Aufsätzen über die therapeutische Arbeit aus energetischer Perspektive nach Wilhelm Reich. Beide Aufsätze sollen die Unterscheidung zwischen dem psychologischen Standpunkt und der funktionalen Perspektive verdeutlichen. Mein erster Artikel, Deutung, Bedeutung und Ausdruck, schilderte Reich's Verständnis des natürlichen Funktionierens und verglich es mit psychologischen Arbeitsansätzen, die sich der Deutung und Interpretation bedienen, um menschliches Verhalten zu verstehen. In diesem Artikel untersuche ich, vom funktionalen Standpunkt aus, wie wichtig Material aus der persönlichen Vergangenheit der PatientInnen für einen erfolgreichen Therapieverlauf ist. Ich werde als Gegenposition, die Argumente das langjährigen Reich-Mitarbeiters, Dr Sharaf, darstellen. Dr Sharaf plädierte dafür, das ätiologische, krankheitsverursachende Material und die, nicht bewusst verarbeiteten Kindheitserlebnisse, kontinuierlich zu bearbeiten. Er führte mehrere Gründe dafür an, warum Reich, aus seiner Sicht, dieses Material "vernachlässigt" habe. Ich werde versuchen aufzuzeigen, dass Dr Sharaf’s Argumente und Beispiele nicht wirklich beweisen, dass man das Material aus der persönlichen Geschichte erklären und bearbeiten muss. Und ich werde darzulegen versuchen, dass Reich das ätiologische Material keineswegs "vernachlässigte", sondern, dass er der persönlichen Geschichte der PatientInnen einen anderen Stellenwert zukommen liess, weil er eine Neuordnung seiner therapeutischen Arbeit vornahm.
Schlagwörter: ätiologisches Modell, Vergangenheit, Gegenwart, Anamnese, Reich